Die Folge: Eine zufriedenstellende Planung wird immer seltener erreicht, es entstehen Lücken in den Abläufen oder Maschinen werden nicht ideal ausgelastet. Produzierende Unternehmen setzen daher auf Tools wie einen Leitstand oder Software für Advanced planning and scheduling (APS), um ihre Planung zu verbessern. Doch für welche Unternehmen lohnt es sich wirklich, über einen Leitstand nachzudenken?
Was ist der Unterschied zwischen Grob- und Feinplanung?
Jedes fertigende Unternehmen muss seine Produktion im Hinblick auf Material, Ressourcen und Termine planen. Der Fertigung vor- und nachgelagerte Produktionsbereiche müssen für einen optimalen Produktionsablauf in die Unternehmensplanung einbezogen werden.
Die Grobplanung kann man als Gesamtauftragsplanung und –steuerung verstehen. Aus der unternehmensübergreifenden Perspektive werden Zeiträume und Belegungseinheiten (bzw. Fertigungsbereiche) für die Bearbeitung aller Kundenaufträge vom Auftragseingang bis zum Versand eines Erzeugnisses geplant.
Die Feinplanung bricht diese groben, verdichteten Planungen nun für die operative Umsetzung im Shopfloor herunter und weist den Arbeitsgängen konkrete Termin und Arbeitsplätze zu. Die Aufgaben für die kommenden Tage und Wochen werden auf die Gegebenheiten in der Produktion verplant und die Reihenfolge für die Abarbeitung festgelegt. Dabei werden Aufträge priorisiert und einzelnen Arbeitsplätzen und Maschinen zugeordnet.

Die Grobplanung plant mittel- bis langfristig, die Feinplanung eher kurz- bis mittelfristig. Eine harte Unterscheidung von Grob- und Feinplanung gibt es in der Praxis allerdings immer weniger. Früher unterschied man auch im Software-Bereich gerne zwischen Produktionsplanung und -steuerung (PPS) bzw. Enterprise Ressource Planning (ERP) auf der einen Seite und Feinplanung bzw. Manufacturing Execution System (MES) auf der anderen Seite, wenn von den verschiedenen Planungshorizonten die Rede war.
Änderungen, Unstimmigkeiten oder Engpässe in einem Planungshorizont wirken sich jedoch immer auf den anderen aus. Auch Software reflektiert dies immer mehr: Integration von ERP + MES, eine einheitliche Datenbasis und durchgängige Funktionen und Prozesse spiegeln die Wirklichkeit in produzierenden Unternehmen immer besser wieder.
Für welche Unternehmen ist ein Leitstand besonders geeignet?
Unternehmen mit Produktion profitieren von einer Planungslösung wie Leitstand oder APS in der Regel, wenn die Fertigung komplex ist. Was bedeutet jedoch Komplexität in der Fertigung konkret? Es gibt vor allem zwei Typen von Komplexität in der Fertigung, die von Planungslösungen profitieren:
Konkreter heruntergebrochen eignen sich ausgereifte Planungslösungen vor allem für Unternehmen mit diskreter Fertigung, im Speziellen aus dem Maschinen- und Anlagenbau und der Automobilindustrie, wenn:
- viele und verschiedenartige Produkte gefertigt werden und die Variantenanzahl die Planungskomplexität steigert
- viele unterschiedliche Arbeitsgänge zur Produktion eines Erzeugnisses nötig sind. Diese wäre bei Anlagenbauern der Fall, die typischerweise etwa 200-600 Arbeitsgänge pro Auftrag erledigen.
- an Maschinen verschiedene Produkte mit verschiedenen Rüstzeiten gefertigt werden
- zeitliche Engpässe oder terminliche Vorbedingungen vorliegen (z.B. rechtzeitige Lieferung)
- die Anzahl der Aufträge eine kritische Größe erreicht hat und nicht mehr händisch geplant werden kann
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Welche Vorteile haben produzierende Unternehmen durch den Leitstand?
Unternehmen können ihre Planungen für die Produktion auf viele Arten durch Software vereinfachen und optimieren. Der Leitstand ist in der Praxis jedoch oft das Mittel der Wahl. Dies liegt vor allem an diesen Vorteilen:
Eine vollautomatische Optimierung von Produktionszielen (KPIs) ist ebenfalls möglich. Dabei sollte man allerdings beachten, dass KPIs sich widersprechen können (z.B. steht der Termintreue die Rüstzeitoptimierung entgegen). Unternehmen sollten sich daher vor einem Projekt überlegen, welche Ziele im Fokus stehen sollen.

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Wie lange dauert die Einführung eines Tools zur Feinplanung?
Die Einführungsdauer für Planungslösungen ist sehr unterschiedlich. Die Spannbreite reicht von der Selbstkonfiguration bis zu großen Projekten. Neben der Komplexität der Fertigung sind die Anforderungen des einführenden Unternehmens entscheidend. Berücksichtigt werden muss der Bedarf an Beratung, die Schnittstelleneinrichtung und Installation der Lösung. Im Vergleich zur Einführung eines ERP-Systems ist die Dauer allerdings wesentlich geringer.
Welche Voraussetzungen benötigen Leitstand und Co?
Ein Leitstand ist ein Planungstool, eine Eingabe von Daten oder Aufträgen ist im Zweifelsfall zwar möglich, aber die Lösung nicht dafür gemacht. Die Basis für jede Art von Planungslösung ist daher eine strukturierte Datenhaltung bzw. eine Datenstruktur, die zum Leitstand übertragen/importiert werden kann. Dies kann zum Beispiel in Form eines ERP-Systems der Fall sein. Wenn dies der Fall ist, erleichtert dies die Einführung enorm. PSI bietet hierfür z.B. eine Standardschnittstelle an, die sehr zuverlässig und auf einfache Art und Weise eine Datenintegration leistet.
Wo liegen die großen Fallstricke für den Erfolg?
Gute Stammdatenqualität und Auftragsdatenqualität sind entscheidend für den Erfolg eines Leitstand-Projektes. Denn auch hier gilt: Falsche Daten führen zu einer falschen Planung. Perfektion im Sinne einer akkuraten, dritten Nachkommastelle ist jedoch in der Regel nicht nötig. Die Daten müssen vielmehr in so guter Qualität wie nötig vorliegen.
Zudem gelten die gleichen Regeln wie für andere Software-Projekte: Die Menschen müssen bei der Einführung mitgenommen, Ängste adressiert, Vorteile erklärt und Change Management betrieben werden.
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Im Vorfeld der Einführung müssen Unternehmen zudem ihre Ziele und Anforderungen klären und intern abstimmen. Dabei muss allen Beteiligten klar sein, dass es die perfekte Planung im Sinne des Erreichens aller wünschenswerten Ziele nicht gibt. Vielmehr müssen für Fortschritte in einem Bereich ggf. Abstriche in einem anderen gemacht werden.
Last but not least kann Planung selbst und deren Optimierung sehr komplex sein. Deswegen sollten Unternehmen genug Zeitpuffer für die Entwicklung der eigentlichen Planungsregeln im Projekt einbauen und kontinuierlich mit dem Anbieter und relevanten Keyusern im Unternehmen kommunizieren.
Fazit: Optimierte Fertigungssteuerung für mehr Liefertermintreue
Planungstools ersetzen nicht den Planer, denn der Mensch weiß in der Regel mehr als in den reinen Daten erkennbar ist. Wenn schnelle Änderungen nötig sind, müssen etwa Automatismen angepasst werden. Die Letztentscheidung muss also immer beim Menschen liegen.
Planer profitieren jedoch von einem Leitstand auf vielfältige Weise. Dies gilt unabhängig vom Automatisierungsgrad und egal, ob manuell, halb- oder vollautomatisch geplant werden soll:
Die Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten und Anwendungsfälle ist enorm. Vom manuell geplanten Leitstand bis zur vollautomatischen Planung mit adaptiven Komponenten und KI ist alles möglich. Unternehmen sollten genau überlegen, was ihre Ziele und Anforderungen sind, und welche Verbesserungen erreicht werden sollen. Eines steht fest: Planungslösungen stehen jedem Unternehmen aus der Fertigungsbranche sehr gut.